Fachwissen für den Mittelstand
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Fördermittel erfolgreich nutzen - Teil 1: Wie geht das?
Würden Sie als mittelständischer Unternehmer einfach so auf 150.000 Euro oder mehr verzichten? Nein? Auf keinen Fall? Es klingt unglaublich. Aber viele, meist kleinere, Unternehmen tun genau das: Sie verzichten auf staatliche Zuschüsse, die nicht zurückgezahlt werden müssen. Bei einer Befragung mittelständischer Unternehmen hatten weniger als ein Viertel der Befragten Fördermittel genutzt.
Verschlungene Pfade im Förderdschungel
Woran mag das liegen? Ist der sprichwörtliche Förderdschungel schuld daran? Ist die Beantragung zu kompliziert? Sind die Anforderungen an die Projekte zu hoch? Kommen kleine und mittlere Unternehmen (KMU) einfach nicht dazu, weil das operative Geschäft keine Zeit lässt? Oder kennen die KMU die einschlägigen Programme und Möglichkeiten gar nicht? Fragen über Fragen.
Fördermittel werden zu wenig genutzt!
Fakt ist, dass viele mittelständische Unternehmen die Fördermöglichkeiten nicht oder nicht ausreichend nutzen. Während Großunternehmen ganze Stäbe beschäftigen, um sich für ihre Zukunftsprojekte staatliche Gelder zu sichern, laufen kleine und mittlere Unternehmen Gefahr, ihre Zukunftssicherung zu verschlafen, weil sie mangels Innovationstätigkeit keine wettbewerbsfähigen neuen Produkte und Leistungen anbieten können oder weil sie nicht mehr attraktiv genug für gute Fachkräfte sind. Dabei ist genau dies das Ziel von vielen Fördertöpfen, nämlich Unternehmen dabei zu unterstützen, wettbewerbsfähig zu bleiben und damit ihre Zukunft und auch die ihrer Mitarbeiter zu sichern.
In sieben Schritten zu Fördermitteln
Ich unterstütze seit 1998 kleine und mittlere Unternehmen bei Fragen der Finanzierung, insbesondere durch Fördermittel, und blicke mittlerweile auf mehr als 200 erfolgreich geförderte Projekte zurück. Ich möchte Ihnen aus meiner Erfahrung ein paar Tipps geben, wie Sie Fördermittel erfolgreicher einwerben und so Ihr Unternehmen wettbewerbsfähiger und zukunftssicherer machen.
Bei den von mir betreuten Projekten hat sich ein Vorgehen in sieben Schritten als erfolgreich gezeigt. Dieses Vorgehen ist in der nachstehenden Grafik dargestellt.
In diesem und in den folgenden Beiträgen werde ich systematisch die einzelnen Schritte näher beleuchten. Heute geht es um den ersten Schritt, mit dem Sie untersuchen, wie Sie die Entwicklung Ihres Unternehmens voranbringen können und welche Potenziale es dafür gibt.
Staatliche Zuschüsse sind kein Selbstzweck
Zuwendungen des Staates an Unternehmen verfolgen immer einen Zweck. Aus staatlicher Sicht sollen die Zuwendungen helfen, volkswirtschaftliche Ziele zu erreichen, wie zum Beispiel die Steigerung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft, Schutz unserer Umwelt, höhere Beschäftigung von bestimmten Arbeitnehmergruppen, die digitale Transformation unserer Unternehmen und so weiter.
Für Unternehmen geht es darum, ihre Zukunft zu sichern und dafür sinnvolle Projekte zu definieren, die dann auch gefördert werden können. Um solche Potenziale zu finden, sollten zunächst die für den Erfolg des Unternehmens wichtigsten Stakeholder ermittelt werden. Das sind verschiedene Kundengruppen und – leider zu oft vernachlässigt – auch die Nichtkunden, dann natürlich die Mitarbeitergruppen, die Mitglieder des Managements, Kapitalgeber und gegebenenfalls noch andere. All diese Gruppen tragen zum Erfolg Ihres Unternehmens in unterschiedlichem Ausmaß bei.
Auf die Stakeholder wirken allgemeine Trends ein, die ihr Verhalten und ihre Bedürfnisse beeinflussen. Einige solcher Trends sind in der untenstehenden Grafik aufgeführt. Eine Analyse Ihrer Stakeholder und der Trends hilft Ihnen abzuschätzen, wie die Bedürfnisse und Einstellungen Ihrer Stakeholder sich in Zukunft entwickeln werden.
So machen Sie Potenziale für förderfähige Projekte ausfindig
Wenn Sie die für Ihr Unternehmen wichtigen Stakeholder festgelegt haben, können Sie deren Bedürfnisse durch Befragung und Beobachtung ermitteln und herausfinden, inwieweit diese Bedürfnisse durch die derzeitigen Nutzenangebote Ihrer Wettbewerber und Ihres eigenen Unternehmens erfüllt werden. Dabei ergeben sich erfahrungsgemäß Bedürfnisse, die übererfüllt sind und welche, die untererfüllt sind.
Nutzenangebote, die Bedürfnisse übererfüllen, stellen Verschwendung dar und sollten schnellstens abgespeckt werden. Sie bieten aber in der Regel keine Ansatzpunkte für förderfähige Projekte. Im Unterschied dazu bieten Nutzenangebote, die Bedürfnisse der Stakeholder untererfüllen, sehr gute Potenziale für geförderte Projekte.
Hinweis: Der Aufwand, den Sie hier betreiben, kommt nicht nur Ihrem Unternehmen zugute. Die gewonnenen Informationen werden später auch für die Projektbeschreibung Ihres Förderantrags benötigt, sind also auch aus dieser Sicht wichtig.
Das gleiche gilt im Übrigen auch für den nächsten Schritt, mit dem Sie die Bedürfnisse der ausgewählten Stakeholder mit den Fähigkeiten und Möglichkeiten Ihres Unternehmens abgleichen: Müssen neue Kompetenzen im Unternehmen aufgebaut oder neue technologische Lösungen entwickelt werden? Sollten zur Abdeckung bestimmter Kompetenzen oder Technologien Projektpartner hinzugezogen werden? Und so weiter. Diese Fragen sind dann für den vierten Schritt entscheidend, in dem das Projekt konkret geplant wird. Mit der Potenzialanalyse haben Sie also schon entscheidende Grundlagen für Ihr Förderprojekt gelegt.
Im Folgebeitrag, Teil 2, werde ich darstellen, wie man Projekte definiert, für die anschließend Fördermittel recherchiert werden können.
Bildnachweis:
- Bild mit Fördermittelordner: Fotolia
- Alle anderen Bilder bzw. Grafiken stammen vom Autor
Autor: VBU Partner Robert Silberhorn
Die Blogreihe in der Übersicht:
Teil 2 der Reihe: Projektdefinition
Teil 3 der Reihe: Förderdschungel
Teil 4 der Reihe: Geeignete Fördermittel
Teil 5 der Reihe: Forschungszulagen
Teil 6 der Reihe: Gute Planung
Teil 7 der Reihe: Die Antragstellung
Teil 8 der Reihe: Die Projektdurchführung
Teil 9 der Reihe: Wie man zusätzliche Gelder einwerben kann
Teil 10 der Reihe: Zukunft sichern durch GRW-Förderung
Teil 11 der Reihe: Digitalisierungsförderung
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