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Fördermittel erfolgreich nutzen – Teil 10: Zukunft sichern durch GRW-Förderung

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Im Januar 2022 jährte sich die Insolvenzanmeldung von Schlecker zum zehnten Mal. Die ehemals größte Drogeriemarkt-Kette Europas ging unter, etwa 24.000 Mitarbeiter verloren ihre Arbeit. Die Lehre aus der Schlecker-Pleite: Wer nur Kosten senkt und keine sinnvollen Investitionen tätigt, setzt die Zukunft seines Unternehmens aufs Spiel.

 

Warum Investitionen gescheut werden

Investitionen sind eine wesentliche Voraussetzung für die Zukunftssicherung eines Unternehmens. Oft unterbleiben aber Investitionen aus Angst und aus Unsicherheit über die weitere Entwicklung. Dies gilt insbesondere in Krisenzeiten. Dabei gibt es eine ganze Reihe von öffentlichen Fördermitteln, mit denen die Rentabilität von Investitionen erhöht und Investitionsrisiken beherrscht werden können. In diesem Blogbeitrag möchte ich Ihnen anhand eines Beispiels zeigen, wie Investitionsförderung mit dem GRW-Programm zur Sicherung Ihrer Zukunft beitragen kann.

 

Wie ein Familienunternehmen seine Zukunft sicherte

Axel Baier (Name geändert) betreibt mit seiner Familie und mehreren Angestellten eine gutgehende Physiotherapie. Seine Frau ist in der Verwaltung tätig, sein Sohn und seine Tochter arbeiten ebenfalls im Unternehmen als Physiotherapeuten und stehen zur Übernahme des Betriebs bereit, wenn die Senioren in knapp zehn Jahren das Rentenalter erreichen.

Die Familie überlegte nun, wie sie eine zusätzliche Einkommensquelle für den Lebensabend der Eltern schaffen kann.

Wenn man strategische Entscheidungen wie diese treffen will, ist es hilfreich, die Schritte des strategischen Workflows durchzuarbeiten, wie sie in der folgenden Grafik aufgezeigt sind. So kommt man relativ schnell in direkten Schritten zu sinnvollen Optionen und dreht sich nicht im Kreis.

 

Strategie Workflow

 

Die Physiotherapie der Familie Baier befindet sich in einem wirtschaftlich strukturschwachen Gebiet, das aber eine reizvolle Mittelgebirgslandschaft für Naturliebhaber bietet. Die strategische Ausgangsbasis für Familie Baier ergab sich aus den Chancen, die diese Landschaft und der zunehmende Trend zu aktivem Urlaub im eigenen Land bieten, sowie aus den Stärken und den physiotherapeutischen Kenntnissen des Unternehmens. Eine Verknüpfung dieser Chancen mit den Stärken führte zu der Idee, ein Tourismusangebot zu schaffen, mit dem naturverbundenen Urlaubern die Möglichkeit eines aktiven Urlaubs geboten wird. Für die Zielgruppe 50plus sollen nachhaltig gebaute Ferienwohnungen und vorbeugende Aktivitäten sowie therapeutische Maßnahmen zur Gesunderhaltung des Bewegungsapparats angeboten werden.

In drei Schritten wurde ein Businessplan erarbeitet: Zunächst wurde das Leistungsangebot detailliert ausgearbeitet und beschrieben. Auf dieser Basis war es möglich, Angebote einzuholen und einen Investitionsplan zu erarbeiten. Daraus ergab sich der Finanzierungsbedarf, für den im dritten Schritt ein Finanzierungskonzept erstellt wurde. Eine wesentliche Rolle spielten bei der Planung der Finanzierung die Möglichkeiten der Investitionsförderung.

 

Investitionsfinanzierung mit Hilfe der GRW-Förderung

Da Axel Baier seine Physiotherapie in einer strukturschwachen Region betrieb, kam eine sogenannte GRW-Förderung in Frage. GRW steht für Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“. Ob der Sitz Ihres Unternehmens oder der Ort Ihrer Investition in einer förderfähigen Region liegt, können Sie der Anlage 9 des Koordinierungsrahmens (ab Seite 113) entnehmen, den Sie hier herunterladen können.

Mit der GRW-Förderung konnte Familie Baier 30 Prozent der Investitionen für ihr Tourismusprojekt durch einen staatlichen Zuschuss finanzieren. Die Finanzierung des restlichen Investitionsbetrags, mit Bankdarlehen und eigenen Mitteln, war dadurch wesentlich einfacher gewesen als ohne die öffentlichen Mittel.

Bei der GRW-Förderung gelten Vorhaben der gewerblichen Wirtschaft als förderfähig, die

  • vorwiegend einem überregionalen Absatz von Waren und Dienstleistungen dienen. Hier gilt in der Regel, dass mindestens 50% des Umsatzes überregional, d. h. in einem Umkreis von mehr als 50 km getätigt werden sollten.
  • der Region langfristig neue Einkommensquellen erschließen. Hier war eine Bestätigung des regionalen Tourismusverbandes hilfreich, dass es dieses Leistungsangebot in der Region noch nicht gibt, und dass das Angebot die Attraktivität des Tourismusgebiets steigert.
  • dauerhaft Arbeitsplätze schaffen oder sichern. Hier können Sie sich daran orientieren, dass pro 500.000 Euro geförderter Investitionssumme mindestens ein Arbeitsplatz geschaffen bzw. zwei gesichert werden sollen.

Zusammengefasst kann man sagen, dass sich Axel Baier und seine Frau durch diese Investition und mithilfe des öffentlichen Zuschusses die Grundlage für einen weichen Übergang vom aktiven Unternehmerleben in den Ruhestand und für ein willkommenes Zusatzeinkommen für den Lebensabend geschaffen haben: Zukunftssicherung im besten Sinne des Wortes.

 

Mehr Wissenswertes zur GRW-Förderung 

Die GRW-Förderung ist ein bundesweit gültiges Programm, das von den einzelnen Bundesländern hinsichtlich der Fördersätze im Detail ausgestaltet wird. Die Förderung kann bei den zuständigen Stellen beantragt werden, die je nach Bundesland die Landes-Förderbanken sind oder, wie zum Beispiel in Bayern, die Bezirksregierungen, in deren Gebiet die Investition stattfindet.

Förderfähig sind gewerbliche Investitionen mit bis zu 30% und Investitionen in die kommunale wirtschaftsnahe Infrastruktur mit bis zu 95%. Gewerbliche Investitionen betreffen in der Regel Wachstumsprojekte in Form von Errichtungs- oder Erweiterungsinvestitionen, oder Modernisierungsprojekte, bei denen z.B. die Anlagen erneuert werden.

Wachstumsprojekte können personalkostenorientiert oder sachkostenorientiert sein. Überwiegen die Personalkosten, wie es häufig bei Dienstleistern wie zum Beispiel in IT-Firmen der Fall ist, so kann die Förderung in Form von Lohnkostenzuschüssen erfolgen. Überwiegen die Sachkosten, zum Beispiel durch die Anschaffung von neuen Produktionsanlagen oder von Gebäuden, kann die Förderung in Form von Investitionskostenzuschüssen erfolgen, wie in unserem Beispiel des Axel Baier. Bei der Anschaffung neuer Anlagen sollten auch weitere Förderprogramme (Querschnittstechnologien / Ressourceneffizienz) geprüft werden. Dies trifft generell auf Modernisierungsprojekte zu, insbesondere wenn sie zu deutlichen Energieeinsparungen führen. Generell kommen alternativ auch Zinszuschüsse in Frage.   

Einen wichtigen Bereich von Modernisierungsprojekten stellen Digitalisierungsvorhaben dar, für die es spezielle Förderprogramme gibt. Diese stelle ich im nächsten Beitrag dieser Reihe vor.

Ein wichtiger Tipp zum Schluss: Wer Interesse an der Förderung seiner unternehmerischen Aktivitäten hat, kann den kostenlosen VBU-Service einer Fördermittelrecherche wahrnehmen. Den Link hierfür finden Sie hier.

Bilder: Hintergrundbild des Beitrag-Covers: Fotolia; Grafik Strategie-Workflow: Robert Silberhorn

Die Blogreihe in der Übersicht:

Teil 1 der Reihe: Fördermittel

Teil 2 der Reihe: Projektdefinition

Teil 3 der Reihe: Förderdschungel

Teil 4 der Reihe: Geeignete Fördermittel

Teil 5 der Reihe: Forschungszulagen

Teil 6 der Reihe: Gute Planung

Teil 7 der Reihe: Die Antragstellung

Teil 8 der Reihe: Die Projektdurchführung

Teil 9 der Reihe:  Wie man zusätzliche Gelder einwerben kann

Teil 11 der Reihe: Digitalisierungsförderung

 

 



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