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Internationalisierung: China verstehen!?
„Die glorreiche Vergangenheit fordert die Gegenwart für eine erfolgreiche Zukunft heraus“
Dèng Xiǎopíng
Wer China wirklich verstehen will, der sollte seinen Blick für eine andere „Kultur des Denkens“ jenseits der üblichen Wirtschaftskennzahlen schärfen.
China ist Erstaunliches gelungen. Innerhalb einer relativ kurzen Zeitspanne hat es die Volksrepublik geschafft, vom Status eines Entwicklungslandes zu einer der größten Volkswirtschaften und zunehmend auch zu einem geostrategischen „Player“, in der Welt aufzusteigen.
China: „Riese oder Scheinriese“
Dieser Entwicklungspfad ist natürlich nicht ohne Echo im „westlichen Chinadiskurs“ geblieben. Neben der Diskussion zur allgemeinen Verfasstheit des Staates hinsichtlich Demokratieverständnis oder den außenpolitischen Ambitionen, bringt insbesondere die wirtschaftliche Entwicklung regelmäßig eine Bandbreite von Reaktionen in der medialen Berichterstattung hervor. Sie pendelt zwischen ungebrochener „China-Begeisterung“ und „China-Kollaps“ hin und her.
Die „China-Optimisten“ betonen trotz eines schrumpfenden BIP - „dass nun beständig unter der 7% Marke liegen wird“ (Prognose IMF) - weiterhin die Möglichkeiten des riesigen chinesischen Binnenmarktes sowie eines aufstrebenden Dienstleistungssektors. Dazu gehören auch die Reformbestrebungen der Führung. Benannt seien die Privatisierung der Staatsunternehmen sowie die Förderung von Entrepreneurship und Kreativität zur Steigerung der Innovationsfähigkeit des Landes.
Die „China-Pessimisten“ hingegen sprechen der autoritären politischen Führung in Beijing genau diese Fähigkeit ab. Sie erkennen darin nicht den Weg eines erfolgreichen Umsteuerns im Rahmen des bisherigen Wachstumsmodells. Insbesondere die Implementierung von dringend notwendigen strukturellen Reformen gehe in dem „verkrusteten“ Einparteiensystem nur sehr langsam voran und nicht weitreichend genug. Mitunter verneinen sie jegliche Bewegung.
China heute – wir müssen die Kultur verstehen. Foto: © Dirk Müller 2015
Chinas neue Realität
Eines scheint derweil gesichert: China steht an einem Wendepunkt. Das bisherige Wachstumsmodell mit der Fokussierung auf Investitionen und Export verliert an Kraft. Weichen für ein neues Modell, das sich auf die Binnennachfrage und Innovationen stützt, müssen gestellt werden.
Was für die volkswirtschaftliche Ebene gilt, setzt sich gleichsam Unternehmensebene fort, wenn auch gedämpfter und differenzierter. So ist China für die Mehrheit der global tätigen deutschen Firmen noch immer „der Wichtigste“ oder zumindest „unter den drei wichtigsten Märkten“ der Welt zu finden (AHK 2015). Gleichzeitig konstatieren die Unternehmen:
- die Wachstumsdynamik wird schwächer
- die chinesische Konkurrenz stärker
- Reglementierungen strenger.
Es muss festgestellt werden: Das Chinageschäft ist kein Selbstläufer mehr. Die rasanten Veränderungen von Land und Markt erhöhen für europäische Unternehmen den Anpassungsdruck. Erfolgreich wird nur noch derjenige sein, der das Land und den 'Markt in seinem Transformationsprozess' bestens versteht.
Warum ist das 'Chinabild' von Europa aus so mangelhaft?
Doch verstehen wir China wirklich richtig? Die Huawei Studien von 2012 und 2014 zeigen auf, dass das Chinabild der Deutschen noch immer und oft von alten Klischees und Stereotypen geprägt ist. Das gilt auch für die Entscheidungsträger deutscher Unternehmen. Denn trifft der deutsche Geschäftspartner unvorbereitet auf einen chinesischen - der sich als Repräsentant einer der ältesten, bis in die Gegenwart fortbestehenden Kultur der Welt versteht (J. Huang) - dann sind Fehleinschätzungen programmiert.
Worin liegen die Fehler? Es ist der Blick durch eine „westliche Brille“, das Messen mit westlich geprägten Wertmaßstäben und der Neigung, alle Lösungen mit „unseren“ Strategien abzugleichen. Das heißt nicht, dass eine kritische Bewertung des „Steuerungsinstrumentariums“ der chinesischen Regierung auf der Makroebene nicht berechtigt sei oder dass das Verhalten chinesischer Unternehmen als Konkurrent oder Kooperationspartner nicht kritisch bewertet werden sollte. Jedoch ist die Auseinandersetzung jenseits der Voraussagen von Wirtschaftswachstum, Absatz- und Umsatzahlen dringend notwendig!
Es muss vielmehr um das bestmögliche Verständnis einer „Kultur des Denkens“ gehen. Und schnell wird man feststellen, dass es sich mitunter fundamental vom Denken des Westens unterscheidet. Man steht einem Denken gegenüber, das nicht im westlichen Sinne logisch und linear ist.
Lesen Sie hierzu den Fachbeitrag Strategiekultur chinesischer Unternehmen – eine erste Annäherung mit Sunzi: http://www.vbu-berater.de/dateien/Fachbeitraege/Fachbeitrag_DM_14.09.15.pdf
Quellen:
IMF: World Economic Outlook, April 2015
AHK: Geschäftsklimaindex China, 2015
Joanne Huang: China besser verstehen, 2010
Zum Autor: Dirk Müller (MBA, Dipl.-Pol.)
Partner im VBU-Kompetenzteam Mittelstand International (Focus China)
incorepro-consulting: Internationalisierung Fokus China
Der in Deutschland aufgewachsene und in der Schweiz lebende Autor Dirk Müller bewegt sich seit vielen Jahren zwischen den Kulturen. Verheiratet mit einer Chinesin, heißt täglich gelebte interkulturelle Kompetenz. Im Fokus seiner Beratungstätigkeit stehen Markt- & Trendanalysen, Marketing-Strategie sowie die Projektbegleitung vor Ort in China.
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