Unser Gehirn ist nicht auf Glück programmiert, sondern auf Sicherheit. Der Negativitätsfehler – auch Negativitätsverzerrung genannt (engl. Negativity Bias) – sorgt dafür, dass wir Gefahren stärker wahrnehmen als Chancen. Evolutionsbiologisch war das für unsere Vorfahren überlebenswichtig: Wer im Zweifel hinter dem raschelnden Busch einen Säbelzahntiger vermutete, hatte höhere Überlebenschancen. Heute blockiert dieser Mechanismus jedoch unsere Entwicklung – wir bleiben lieber in der „bekannten Hölle“, anstatt uns in den „unbekannten Himmel“ zu wagen.
Neues fühlt sich deshalb wie Gefahr an. Doch dieses Signal täuscht. Es betrifft nicht nur Organisationen bei Change-Prozessen, sondern auch unseren Alltag und unsere Selbstführung: Wir verharren in ungesunden Routinen, weil sie vertraut sind – selbst, wenn sie uns schaden.
Unser Gehirn verarbeitet negative Reize nicht nur intensiver, sondern auch schneller als positive. Die Neurowissenschaft konnte nachweisen, dass bereits in wenigen Millisekunden nach einem negativen Impuls stärkere Aktivierungsmuster im Gehirn entstehen – und dass diese Informationen länger im Gedächtnis bleiben (vgl. Norris et al., 2021). Neue Forschung aus 2024 weist zudem darauf hin, dass gerade beim Thema Veränderung negative Erwartungen und Verlustängste nachhaltige Vermeidungsstrategien fördern (McKinsey, 2024).
Fazit: Wir überschätzen Risiken und unterschätzen Chancen. Das blockiert das Business und unsere persönliche Entwicklung.
Wie können wir dem entgegenwirken? Wer Angst als Motor begreift, kann sie in Antrieb verwandeln. Denn Mut bedeutet nicht, angstfrei zu sein, sondern trotz Angst zu handeln. Jeder kleine Schritt weitet die Komfortzone – wie ein Muskel, der nur wächst, wenn er trainiert wird.