Manchmal entscheidet nicht die Bilanz darüber, ob eine Nachfolge gelingt – sondern ein einziger unausgesprochener Satz. Ein Blick. Ein alter Konflikt. Ein Gefühl, das niemand auszusprechen wagt.
Wer glaubt, Nachfolge sei vor allem ein zahlengetriebenes Projekt, übersieht den größten Hebel des Erfolgs: die Psychologie. Heute möchten wir Sie in jene Schicht des Nachfolgeprozesses mitnehmen, die selten offen angesprochen wird – aber im Hintergrund über Gelingen oder Scheitern entscheidet.
Wenn nicht das Konzept blockiert – sondern das Gefühl.
Nachfolge ist Lebenswerk, Identität, Verantwortung, Zukunftsplanung – und damit ein zutiefst persönlicher Prozess. Es geht um Werte, um das eigene Lebensbild und um die Frage: „Wer bin ich, wenn ich nicht mehr der Unternehmer bin?“
Dieser Moment trifft jeden Übergebenden – früher oder später. Und auch Übernehmende kämpfen mit emotionalen Themen: Werde ich mein Elternhaus enttäuschen? Bin ich gut genug? Was ist, wenn ich mit meinen Wünschen scheitere? Was mache ich nach der Übergabe?
Diese Gefühle sind normal – aber sie müssen bewusst gemacht werden. Alles, was nicht gesagt wird, findet später seinen Weg: als Widerstand, Verzögerung, Machtkampf oder Entscheidungsblockade.
Die vier psychologischen Fallen im Nachfolgeprozess
1. Die Illusion der Rationalität
Viele Unternehmer starten mit dem Gedanken: „Wir machen das sachlich und nüchtern.“ Doch Nachfolge ist ein Familienprozess mit wirtschaftlichen Folgen. Wer Emotionen ignoriert, rutscht in Konflikte.
2. Die Loyalitätsfalle
Kinder fühlen sich verpflichtet – Eltern fühlen sich enttäuscht. Loyalität ist wertvoll, aber gefährlich, wenn sie zu einer verdeckten Erwartung wird.
3. Die Loslassfalle
„Ich gebe ab – aber bitte genauso, wie ich es gemacht hätte.“ Verantwortung abgeben, aber Kontrolle behalten – eine menschliche, jedoch folgenreiche Haltung.
4. Die Harmonieillusion
„Bei uns gibt es keine Konflikte.“ Hinter diesem Satz verbirgt sich oft das Gegenteil. Unsichtbare Konflikte sind meist die gefährlichsten.
Warum psychologische Arbeit Voraussetzung ist und was Käufer und Verkäufer voneinander lernen können
Viele Familien scheitern nicht an der Strategie, sondern an unausgesprochenen Themen. Professionelle Nachfolgevorbereitung bedeutet emotionale Standortbestimmung, Struktur für schwierige Gespräche, Klärung von Erwartungen und Bewusstsein für familiäre Rollen. Ein externer Moderator erkennt Muster, schafft Raum und verhindert Eskalationen.
Der Übergeber lernt Loslassen, Vertrauen und eine neue Rolle. Der Übernehmer lernt, Erwartungen zu erkennen, souverän eigene Wege zu gehen und seinen Platz zu finden. Eine gute Nachfolge bedeutet, dass beide Seiten wachsen.
Wie gelingt ein psychologisch stabiler Nachfolgeprozess?
1. Frühwarnsystem für emotionale Blockaden
2. Regelmäßige moderierte Gespräche
3. Klarheit über Rollen – heute und morgen
4. Respekt für die Lebensgeschichte des anderen
5. Gemeinsame Zukunftsbilder
Fazit:
Die besten Verträge nützen wenig, wenn die Beziehung dahinter nicht trägt. Eine erfolgreiche Nachfolge entsteht dort, wo Fakten und Gefühle denselben Tisch teilen dürfen. Wer die emotionale Ebene ernst nimmt, schafft nicht nur einen guten Übergang – sondern stärkt auch die Familie und das Unternehmen für die Zukunft.
Mein Tipp: Planen Sie nicht nur finanziell und organisatorisch – sondern auch und vor allem psychologisch. Ein individueller Familien-Workshop und eine professionelle Prozessbegleitung hilft, Unsichtbares sichtbar zu machen und aus Spannungen tragfähige Lösungen zu entwickeln.
So entsteht ein Prozess, der nicht trennt – sondern verbindet.
Herzlichst, Ihre Diana Grillmeier & Wolfgang Bürger
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Autor:
Wolfgang A. Bürger
Rechtlich selbständiger Partner bei KERN – Zukunft für Lebenswerke
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