2025: Ein Wendepunkt im globalen Geschäftsumfeld
Das Jahr 2025 markiert eine entscheidende Zäsur in der internationalen Wirtschaftsordnung. Geopolitik war nicht länger ein externer Risikofaktor, sondern der zentrale Taktgeber wirtschaftlicher Entscheidungen. Besonders die chinesisch-amerikanischen Beziehungen
unter der Trump-2.0-Administration prägten das Umfeld grundlegend. Neue Reciprocal Tariffs, zusätzliche Handelsbeschränkungen, die sich abzeichnende Aufspaltung in zwei IT/KI Ökosystem-Sphären, Deep-Seek Momente, das Thema Überkapazitäten führten dazu, dass Investitionsstrategien, Produktionsnetzwerke und Marktzugänge weltweit neu bewertet werden mussten.
China Shock 2.0: The Trade Implications of China’s New Economic Growth Model (Trivium China Podcast)
Verschiebungen im Welthandel: Aufstieg des Globalen Südens
Gleichzeitig spiegelte der Welthandel die tiefgreifenden Veränderungen deutlich wider. Chinas Handelsanteil mit geopolitisch entfernten Industrieregionen wie der EU-30, den USA, Japan und Südkorea ist seit 2017 rückläufig, während sich die Gewichte zunehmend in Richtung Globaler Süden verschieben. ASEAN hat die EU-30 bereits 2024 als wichtigsten Handelspartner Chinas abgelöst und diese Rolle 2025 weiter ausgebaut. China positionierte sich in diesem Umfeld als unverzichtbarer Vorlieferant für industrielle Wertschöpfungsprozesse in Südostasien, insbesondere in der Elektronik- und Maschinenbauindustrie. Handel wurde damit zunehmend ein Indikator geostrategischer Nähe – und geostrategischer Abhängigkeiten.
Exportkontrollen als sicherheitspolitisches Instrument
Parallel dazu verschärfte China sein Instrumentarium der Exportkontrollen, das 2025 weniger industriepolitisch als vielmehr sicherheitsstrategisch legitimiert wurde. Seltene Erden, Permanentmagnete sowie Vorprodukte für Batterien und Technologien im Bereich sauberer Energie rückten ins Zentrum nationaler Kontrolllogiken. Da China mehr als neunzig Prozent der weltweiten Verarbeitungskapazitäten in diesen Segmenten stellt, wirkten sich diese Maßnahmen weit über die eigenen Grenzen hinaus aus und zwangen Unternehmen zur Neubewertung ihrer technologischen und regionalen Abhängigkeiten.
Stabilität auf Zeit: Die pragmatische Annäherung zwischen USA und China
Im Herbst führten die eskalierenden Spannungen zu einem vorläufigen, pragmatischen Waffenstillstand zwischen Xi und Trump. Beide Seiten vereinbarten eine einjährige Phase der Deeskalation: China setzt zentrale Exportkontrollen gegenüber den USA vorerst aus, während die Vereinigten Staaten ihre Zölle auf chinesische Waren reduzieren und geplante Technologiebeschränkungen aufschieben. Diese Entspannung bleibt jedoch fragil, da die strukturellen Konfliktlinien weiterhin ungelöst sind.
Trump-Xi meeting defuses US-China hostility, for now (EIU)
Implikationen für die globale Wirtschaft
Für die internationale Wirtschaft bedeutete 2025 daher keinen Durchbruch, sondern einen Übergang: von offener Konfrontation zu einer strategischen Stabilität, die bewusst zeitlich begrenzt ist. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, geopolitische Entwicklungen frühzeitig zu erkennen, regulatorische Rahmenbedingungen präzise zu antizipieren und Lieferketten so zu gestalten, dass sie langfristig resilient und diversifiziert bleiben. In einer fragmentierten Weltordnung wird geopolitische Kompetenz zur zentralen Managementaufgabe.
Business Confidence Survey Report 2025/26 (AHK Greater China)
Über den Autor
Dirk Müller ist VBU-Partner vor Ort in Shanghai und Herausgeber des monatlichen LinkedIn-Newsletters China Update. Der Newsletter bietet einen klar strukturierten Überblick über wichtige Entwicklungen in China und der Wirtschaftsmetropole Shanghai. Leser erhalten kompakte, verständlich aufbereitete Informationen:
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