Von Robert Silberhorn auf Freitag, 16. April 2021
Kategorie: Finanzen und Controlling

Fördermittel erfolgreich nutzen - Teil 6: Gut geplant ist halb gewonnen

Spontane Entscheidungen und Aktionen sind eine Stärke mittelständischer Unternehmen. Möchte man aber Fördermittel nutzen, kann Spontanität schnell zur Stolperfalle werden. Viele Unternehmen beziehen Fördermittel nicht, oder zu spät, in ihre Überlegungen ein. Dann werden Fördermittel im letzten Augenblick beantragt oder gar erst, wenn ein Projekt schon gestartet wurde und nicht mehr gefördert werden kann. Der Schaden einer Nichtförderung kann schnell 100.000 Euro überschreiten. Solche Schäden kann man vermeiden. 

 

Stolperstein Spontanität: Gut geplant ist halb gewonnen

Eine gute Planung von Fördermitteln umfasst zwei Aspekte:

Die langfristige Planung von Fördermitteln gelingt dann gut, wenn man das Thema Fördermittel grundsätzlich in alle unternehmerischen Entscheidungen und Planungen mit einbezieht: Am besten, Fördermittel stehen immer mit auf der Agenda. Dann ist sichergestellt, dass man rechtzeitig die Möglichkeiten der Förderung berücksichtigt.

Bei der Detail-Planung geht es darum, welche Vorbereitungen und Planungen durchgeführt werden sollten, bevor man einen konkreten Antrag erfolgversprechend ausarbeiten kann.

Die Anforderungen sind teilweise sehr hoch. Dies trifft vor allem auf Anträge für Innovationsprojekte zu. Deshalb konzentrieren wir uns im Folgenden auf Anträge für Innovationsprojekte.

Angenommen, Sie haben eine erste Projektdefinition erstellt und hierfür Förderprogramme recherchiert. Bevor Sie nun ein Förderprogramm auswählen und beantragen, sollten Sie die folgenden sechs Bereiche untersuchen und planen: Markt, Technologien, Kompetenzen, Partner, Ressourcen und Kosten.

Abb. Planbereiche

 

Der Markt bestimmt die Erfolgschancen

So wichtig Fördermittel sind, letztlich ist es der Markt, der über Erfolg oder Misserfolg Ihres Vorhabens mitbestimmt. Und zwar nicht nur der Absatzmarkt. Auch der Beschaffungsmarkt kann eine entscheidende Rolle spielen. Denn ohne die erforderlichen Rohstoffe oder Komponenten nützt Ihnen Ihre innovative Produktentwicklung herzlich wenig.

Ich empfehle, bei der Betrachtung der relevanten Märkte einen möglichst breiten Ansatz zu wählen. Ich selbst verwende dafür das von mir für die Strategieplanung entwickelte Umweltmodell, bei dem im Kern das eigene Unternehmen mit seinem Ökosystem an Kunden, Lieferanten und Partnern steht. Eingebettet in die Branchen, in denen man tätig ist und umgeben von der regulativen Umwelt, wie zum Beispiel Aufsichtsbehörden. Schließlich sind Zukunftsszenarien aufzustellen und Trendanalysen sowie die PEST- bzw. PESTLE-Analyse Analyse durchzuführen. PEST(LE) steht für Political, Economical, Social, Technological (Legal und Ecological) Factors.

Abb. Umweltstrukturierung

Eine solche Markt- und Umweltanalyse ergibt wichtige Aspekte, die Sie in der Antragstellung berücksichtigen sollten.

Technologierecherche: Die Erfahrung anderer nutzen!

Die Technologierecherche zielt auf die Technologien ab, die für die Umsetzung Ihres Vorhabens entscheidend sind. Dabei ist es sinnvoll, auch angrenzende Technologiebereiche zu betrachten.

Für kleinere Unternehmen stellt sich eine Technologierecherche manchmal als recht schwierig dar. Hier hilft es, auf die Erfahrung von anderen zurückzugreifen. So können Hochschulen und Forschungsinstitute wertvolle Unterstützung leisten. Bei Patentrecherchen und eventuellen eigenen Patentvorhaben sind Patentanwälte Ansprechpartner. Möglichkeiten zur Technologierecherche bieten auch das Deutsche Patent- und Markenamt in München (https://www.dpma.de/recherche/) sowie das Patentinformationszentrum der LGA in Nürnberg an. Eine Übersicht über Recherchemöglichkeiten bietet der folgende Link: https://www.patentzentrum.de/5recherche/piz_liste_patentzentrum.de.pdf

Kleine und mittlere Unternehmen bis unter 250 Mitarbeiter können übrigens Kosten im Rahmen einer Patentrecherche und für Patentanmeldung mit 50% Zuschuss gefördert bekommen - sofern Sie in den vergangenen fünf Jahren keine Patentanmeldung vorgenommen haben.

Welche Kompetenzen werden benötigt?

Je innovativer ein Projekt ist, desto höher sind meist die Anforderungen an Wissen und Know-how, sowie an die Innovationsfähigkeit des Unternehmens und seiner Mitarbeiter.

Welches Wissen bzw. Know-how ist im Unternehmen bereits vorhanden und welches Wissen muss noch generiert oder beschafft werden? Welches Know-how soll im eigenen Haus weiter ausgebaut werden? Welche Mitarbeiter müssen und können hierfür beschafft werden? Oder soll das Know-how durch Entwicklungspartner beigesteuert werden? All diese Fragen führen uns schließlich zum Thema „Entwicklungspartner“.

Entwicklungspartner: in vielerlei Hinsicht hilfreich 

Ein Tipp vorab: Nehmen Sie sich genügend Zeit, wenn Sie Projektpartner suchen. Die Recherche sollte gut vorbereitet sein: Was erwarten Sie vom jeweiligen Projektpartner? Welche Faktoren außer dem Know-how spielen zusätzlich eine Rolle? Andere Faktoren können zum Beispiel den Beschaffungsmarkt oder den Absatzmarkt betreffen.

So können Industriepartner, zum Beispiel, die Versorgung mit neu entwickelten Vormaterialien sicherstellen, oder den Vertrieb in einer bestimmten Region übernehmen: Wenn Sie mit Ihrer Entwicklung einen neuen Auslandsmarkt erschließen wollen, dann könnte ein Entwicklungspartner aus diesem Markt mit Vertriebskompetenz wertvolle Hilfe leisten.

Als Projektpartner kommen Hochschulen, Forschungsinstitute oder auch Industriepartner im In- und Ausland in Frage. Die Wahl der Partner hat oft auch Auswirkungen auf die Wahl des Förderprogramms.

Welche Ressourcen sind erforderlich?

Schließlich müssen die für das Vorhaben benötigten Ressourcen geplant werden: Von den Projektmitarbeitern, über die Belegung von Anlagen für Versuche, bis zu Materialien, Software oder Investitionen in Neuanlagen. Aus den benötigten Ressourcen bestimmen sich die Projektkosten, deren Volumen ein wichtiges Auswahlkriterium für die Wahl des passenden Förderprogramms darstellen.

Gesamtvolumen aller Projektpartner relevant für Programmwahl!

Schließlich spielen die Gesamtkosten aller Projektpartner eine Rolle. Auch dies ist eine Größe, die für die Programmwahl wichtig ist, da unterschiedliche Förderprogramme unterschiedliche Höchstgrenzen für ansetzbare Kosten (Bemessungsgrundlage) haben. So begrenzt das zentrale Innovationsprogramm für den Mittelstand (ZIM) des Bundeswirtschaftsministeriums das Gesamtvolumen aller Projektpartner auf 2,3 Mio. Euro, während die Small Scale Projects des EU-Programms Horizon bei 2,5 Mio. Euro starten und bis zu einem Gesamtvolumen von 7,5 Mio. Euro gehen.

Mit den dargestellten Recherchen, Analysen und Festlegungen sind Sie nun gut gerüstet, in die konkrete Antragstellung einzusteigen. Damit wollen wir uns im Teil 7  dieser Blogreihe beschäftigen.

Bildnachweise:

Abb. „Planbereiche“: Grafik Robert Silberhorn, Bilder Fotolia (bei Punkt 5 „Ressourcen“ und bei „Antrag stellen“) und pixabay (restliche Bilder)

Sonstige Bilder: pixabay

Grafik Umweltstruktur: Robert Silberhorn

Die Blogreihe in der Übersicht:

Teil 1 der Reihe: Fördermittel

Teil 2 der Reihe: Projektdefinition

Teil 3 der Reihe: Förderdschungel

Teil 4 der Reihe: Geeignete Fördermittel

Teil 5 der Reihe: Forschungszulagen

Teil 7 der Reihe: Die Antragstellung

Teil 8 der Reihe: Die Projektdurchführung

Teil 9 der Reihe:  Wie man zusätzliche Gelder einwerben kann

 Teil 10 der Reihe: Zukunft sichern durch GRW-Förderung

Teil 11 der Reihe: Digitalisierungsförderung



Verwandte Beiträge

Kommentare hinterlassen