Abgesehen von wenigen Ausnahmen, wie Digitalisierungsförderung oder Coronahilfen, werden Fördertöpfe nur zum Teil genutzt. Beispiel: Die deutschen Bundesländer haben 2017 Mittel in Höhe von 10,7 Mrd. Euro budgetiert, genutzt wurden aber nur 7,7 Mrd. Euro, ein Drittel blieb also ungenutzt. Woran liegt es, dass vom Staat angebotene Finanzhilfen, die nicht zurückbezahlt werden müssen, nicht in Anspruch genommen werden? Warum ergreifen viele Unternehmen diese Chancen nicht?

 

Warum nutzen Unternehmen zu selten Fördermittel?

Die DIHK führt jährlich Befragungen bei Unternehmen im Bereich von Innovationsförderungen durch. Dabei wird ermittelt, wie viele der befragten Unternehmen in den beiden Jahren zuvor Fördermittel genutzt haben und was die Gründe der Nichtinanspruchnahme sind.

Das Ergebnis: Fast 80 Prozent der befragten Unternehmen nutzten keine Fördermittel! Dieser Prozentsatz schwankt über die Jahre hinweg nur sehr gering. Wirklich ein erschreckendes Ergebnis, sind Fördermittel doch das günstigste Finanzierungsinstrument.

Als die drei häufigsten Gründe für die Nichtnutzung werden immer wieder genannt:

Gruende fuer Nichtnutzung von Foerdergeldern DIHK Innovationsreport 2020

Abbildung: Gründe für die Nichtnutzung von Fördermitteln gemäß DIHK Innovationsreport 2020 Stand Juni 2020

Sind Fördermittel zu kompliziert?

Laut dem Innovationsreport der DIHK begründet etwa die Hälfte der Befragten die Nichtnutzung von Fördermitteln damit, dass diese zu kompliziert seien.

Und es ist tatsächlich so, dass das Thema Fördermittel ziemlich kompliziert erscheint. Das hat verschiedene Gründe:

  1. Es gibt eine schier unüberschaubare Zahl von Förderprogrammen. Allein die Förderdatenbank des Bundes weist etwa 2.000 Programme auf. Auf die doppelte Anzahl kommt Brose Wissensmanagement, ein professioneller Anbieter einer speziellen Software für Fördermittelrecherchen.
  2. Die häufigen Änderungen im Bereich Fördermittel (durchschnittlich 60 bis 80 Änderungen pro Monat) tragen ihren Teil dazu bei, dass Fördermittel als kompliziert wahrgenommen werden. Welcher Mittelständler kann das schon überblicken.
  3. Dazu kommt, dass Förderrichtlinien rechtlich hieb- und stichfest formuliert sein müssen. Auch die Hinweise auf europäische Verordnungen tragen zur Verkomplizierung der Texte bei.
  4. Und die Fördermittelgeber versuchen häufig auch, den Fördermittelnehmern möglichst gute Optionen und Alternativen anzubieten, wodurch deren Nutzung oder auch deren Optimierung natürlich komplizierter wird.

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Um komplizierte Sachverhalte und Regelungen zu entwirren, können Unternehmen und Organisationen sich entweder selbst intensiv mit dem Thema Fördermittel auseinandersetzen oder die Fördermittelbearbeitung anderen, wie zum Beispiel erfahrenen Beratern, überantworten.

Wenn Ihr Unternehmen bzw. Ihre Organisation die Fördermittelbearbeitung selbst machen will, dann stellt sich zunächst die Frage: wo finde ich Förderprogramme für meine Projekte, die ich durchführen möchte?

Wie finden Sie geeignete Fördermittel für Ihre Projekte?

Zunächst können Sie auf den einschlägigen Webseiten der Fördermittelgeber recherchieren. Fördermittelgeber sind die EU und die verschiedenen Ministerien des Bundes und der Bundesländer.

Fördergeber

Die EU hat durch ihre beihilferechtlichen Verordnungen und durch die Bereitstellung von Finanzhilfen großen Einfluss auf die Förderlandschaft in Deutschland. Etwa 80% der EU-Finanzmittel werden im Rahmen von Programmen vergeben, die in den EU-Mitgliedsstaaten verwaltet werden. Nur 20% vergibt die Europäische Kommission direkt. Dies erfolgt im Rahmen von Aufforderungen zur Einreichung von Vorschlägen und Projekten.

Die EU bietet auf ihrer Website zwei Suchprogramme an - und zwar

  1. Eine thematische Suche nach Fördermöglichkeiten unter https://ec.europa.eu/environment/green-city-accord/funding-opportunities_de
  2. Einen Überblick über Finanzierungsprogramme unter https://environment.ec.europa.eu/funding_de

In diesen beiden Links können Sie dann immer weiter in die Tiefe gehen und Details zu Ausschreibungen und Programmen der EU recherchieren.

Im Bund und in den Ländern vergeben die Ministerien Finanzhilfen. Auf deren Webseiten finden Sie ebenfalls Hinweise auf Fördermöglichkeiten. Große Fördergeber sind beispielsweise das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie sowie das Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Nach dem Gesetz zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft ist die Bundesregierung verpflichtet, alle zwei Jahre einen Subventionsbericht vorzulegen. Aktuell liegt der 27. Subventionsbericht vor. Er enthält auf knapp 500 Seiten viele Informationen zu den verschiedenen Förderprogrammen. Er ist damit eine Fundgrube für diejenigen, die sich intensiver mit der Materie beschäftigen wollen.

Weitere Möglichkeiten, Fördermittel zu entdecken

Die folgende Grafik zeigt wichtige Möglichkeiten, wo Sie Fördermittel finden können.

Recherchemöglichkeiten

Die Ministerien bedienen sich sogenannter Projektträger, die einzelne Förderprogramme betreuen. Die Webseiten dieser Projektträger enthalten auch viele Informationen zu den jeweils betreuten Förderprogrammen.

Wichtige Projektträger sind zum Beispiel zu finden unter:

In den Ländern sind es häufig die Förderbanken, wie zum Beispiel die Sächsische Aufbaubank www.sab.sachsen.de, die gleichzeitig Projektträger für verschiedene Förderprogramme sind. In Bayern nimmt neben VDI/VDE Bayern-innovativ eine wichtige Rolle als Projektträger für verschiedene bayerische Förderprogramme ein.  

Ein Tipp: Geben Sie in Google einfach mal „Projektträger“ ein. Dann werden Ihnen einige Projektträger angezeigt, bei denen Sie dann weiter googeln und recherchieren können. Als weitere Informationsquellen für Fördermittel können Sie bei Förderbanken wie der KfW auf Bundesebene oder zum Beispiel der LfA in Bayern recherchieren.

Auch Bundesämter, wie zum Beispiel das Umweltbundesamt (UBA), spielen fachbezogen oft eine wichtige Rolle bei Finanzhilfen des Bundes. Dieser Link führt Sie auf die Website des UBA: https://www.umweltbundesamt.de/das-uba/ausschreibungen-zuwendungen.

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Strukturierte Recherchemöglichkeiten bieten zum einen die Online-Datenbank des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, die unter www.foerderdatenbank.de erreichbar ist, sowie zum zweiten eine professionelle Recherche-Software für Fördermittel eines, bereits weiter oben erwähnten, privaten Anbieters (Brose Wissensmanagement). Diese Software beinhaltet etwa 4.000 Finanzhilfen, die ständig aktuell gehalten werden. Darin eingeschlossen sind auch eine große Zahl von Hilfen von Stiftungen.

Eine intensive Abfrage zu den Daten des potenziellen Antragstellers und zu förderrelevanten Details der Vorhaben, für welche Fördermöglichkeiten gesucht werden, führt zu erstaunlichen Rechercheergebnissen. Der Wermutstropfen: Das ist – auch schon wegen des hohen Aufwands für eine ständige Aktualisierung – leider auch eine sehr teure Alternative.  

In den folgenden Beiträgen werde ich einige interessante Förderprogramme im Detail vorstellen. Beginnen werde ich mit einer Präsentation des neuen Programms „Forschungszulage“ der drei Bundesministerien BM der Finanzen, BM für Wirtschaft und Energie sowie BM für Bildung und Forschung. Die Forschungszulage bietet für Unternehmen jeder Größe enormes Potenzial der Förderung für Aktivitäten in den Bereichen Forschung und Entwicklung. 

Bildnachweise: Suchende Frau und Schnürewirrwar: iStock, Euro Sterne: Pixabay,

Die Grafiken stammen vom Autor

 

Die Blogreihe in der Übersicht:

Teil 1 der Reihe: Fördermittel

Teil 2 der Reihe: Projektdefinition

Teil 3 der Reihe: Förderdschungel

Teil 5 der Reihe: Forschungszulagen

Teil 6 der Reihe: Gute Planung

Teil 7 der Reihe: Die Antragstellung

Teil 8 der Reihe: Die Projektdurchführung

Teil 9 der Reihe:  Wie man zusätzliche Gelder einwerben kann

 Teil 10 der Reihe: Zukunft sichern durch GRW-Förderung

Teil 11 der Reihe: Digitalisierungsförderung