Mir wird oft die Frage gestellt: Welche Fördermittel gibt es denn für mein Unternehmen? Leider ist diese Frage nicht so einfach zu beantworten. Schließlich gibt es in Deutschland an die 2.000 verschiedene Förderprogramme, Gelder von der Weltbank oder von Stiftungen und ähnlichen Institutionen noch gar nicht eingerechnet. Da macht es wenig Sinn, hunderte von Förderprogrammen zu durchstöbern, um Ansatzpunkte für Förderungen zu finden. Aber welches Vorgehen hat sich dann bewährt?

 

Fördermittelrecherchen gezielt eingrenzen

Die allgemeine Frage nach Fördermitteln ist wegen der großen Zahl möglicher Fördertöpfe also schwierig zu beantworten. Man muss die Suchkriterien vorher eingrenzen - ein Vorgehen, Förderprogramme zu suchen ohne vorherige Projektdefinition, ist weder sinnvoll noch durchführbar. 

Nach meiner Erfahrung ist es empfehlenswert, wenn Sie zunächst fragen: Welche Vorhaben sind in unserem Unternehmen überhaupt geplant? Welche Projekte sind vorgesehen, die unser Unternehmen nach vorne bringen? Welche Aktivitäten können helfen, die Probleme einzelner Stakeholder zu lösen? Sobald Sie solche Projekte konkret definiert haben, können Sie pro Projekt gezielt nach Fördermitteln recherchieren und die relevanten Fördertöpfe auf eine überschaubare und bearbeitbare Größenordnung eingrenzen.

Wo drückt der Schuh?

Wo drückt der Schuh

 

Eine erste Möglichkeit ist, zunächst nach den Schmerzpunkten (pains) und untererfüllten Bedürfnissen wichtiger Stakeholder zu fragen. Dazu finden Sie Informationen im ersten Teil dieser Reihe.

So können Sie zum Beispiel fragen: Wo drückt der Schuh …

Diese Liste ließe sich lange fortsetzen. All diese Punkte liefern Ansätze für die Definition von Projekten. Eine weitere Möglichkeit ist, Projekte aus Ihrer Unternehmensstrategie abzuleiten.

Ihre Unternehmensstrategie als Ausgangspunkte für Projekte

Ihre Unternehmensstrategie und Ihre Ziele bilden die Grundlage für die Definition von Förderprojekten.

In der untenstehenden Grafik habe ich das von mir verwendete Vorgehensmodell dargestellt. Im oberen Drittel finden Sie den Management-Workflow zur Strategieentwicklung. Der für die Projektdefinition wichtige Teil befindet sich in der Mitte der Grafik.

Ihre Zielsetzungen und die Ergebnisse Ihrer Strategieentwicklung können Sie in einer Roadmap erfassen, in der die Ziele und Meilensteine in einer zeitlichen Abfolge dargestellt werden. Aus der Roadmap leiten Sie die Herausforderungen bzw. Probleme (Challenges) ab, die sich für die Erreichung Ihrer Ziele ergeben. Die Fragen, die Sie immer wieder und für jede Herausforderung stellen, lautet: „Wie können wir Challenge / Herausforderung / Problem 1..n lösen?“

Jede dieser Fragen bearbeiten Sie entsprechend dem ZIEL-Vorgehen. Bei diesem Vorgehen sind auch Sprünge zurück auf vorangegangene Bearbeitungsphasen (iteratives Vorgehen) wichtig.

Vorgehensmodell

 

Für jede Challenge („Wie können wir…“) führen Sie dann eine Zielfeldanalyse durch, mit der Sie ein vertieftes Verständnis für die Problemstellung erreichen. Ihre Erkenntnisse fassen Sie dann zusammen und bringen sie auf den Punkt (PoV / Point of View und VoC / Voice of the Customer). Damit haben Sie eine klare Problemdefinition, für die Sie dann nach Lösungen suchen können. Für mögliche Lösungen können Sie ein sogenanntes MvP anfertigen, ein Minimum viable Product: Um teure Anfertigungen endgültiger Lösungen zu vermeiden, arbeitet man mit einfachen und kostengünstigen Lösungen, die zum Beispiel auch in Form eines Storyboards oder in der Simulation einer App bestehen können. Entscheidend dabei ist, dass der betreffende Stakeholder die vorgeschlagene Lösung mit diesem kostengünstigen MvP so beurteilen kann, dass Sie ein Feedback des Stakeholders erhalten. Dies verbessert Ihre Entscheidungsgrundlage. Wenn Sie mit der Design Thinking Methode vertraut sind, dann ist genau diese Methode hier angesprochen.

Die sich daran anschließenden Prozesse der Evaluation / Entscheidung und Lösungsumsetzung erfolgen in den nächsten Schritten des Fördermittelprozesses Ihres Unternehmens.

Drei Unternehmeraufgaben helfen Projekte zu finden

Unternehmer haben die Aufgabe, Werte zu schaffen. Dazu müssen sie

Diese Zusammenhänge bildet das untenstehende winFORS®-WERT-Modell ab. Auch dieses Gestaltungsmodell kann dabei helfen, systematisch Projekte zu finden und zu definieren. Solche Projekte können Sie dann systematisch auf Fördermöglichkeiten prüfen.

Bei den Kompetenztreibern geht es um Wissen, Innovationsfähigkeit und Netzwerke (win). Hier können Sie Weiterbildungsprojekte, Patententwicklungen und Kooperationsprojekte definieren, für die es staatliche Zuschüsse geben kann.

winFORS WERT Modell C

 

Dem Thema Leistungstreiber liegt der Gedanke zugrunde, dass Aufgabe des Managements die Erzeugung von Leistung ist: Durch Führung sollen auf der Grundlage einer Strategie die Ressourcen des Unternehmens so organisiert werden, dass Leistungen erzeugt und optimiert werden. Das beinhaltet der zweite Wortteil des winFORS-Modells FORS. Hier sind Projekte für Investitionen, Verbesserung von Prozessen oder Projekte zur Digitalisierung und Automation denkbar. Aber auch soziale Leistungen oder die Integration bestimmter Arbeitnehmergruppen können in bestimmten Fällen gefördert werden.

Bei den Werttreibern geht es um Wachstum, Effizienz, Risikobeherrschung und Timing (WERT). Auch hier sind zahlreiche Projekte denkbar, die Ihr Unternehmen voranbringen und in der Regel gefördert werden können. Ein paar Beispiele:

Zur Risikobeherrschung sind derzeit vor allem Maßnahmen zur Erhöhung der IT-Sicherheit im Fokus und der Werttreiber Timing kann z.B. durch Digitalisierungsmaßnahmen oder durch wertschöpfungsübergreifende Logistikkonzepte verbessert werden.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen mit diesem Beitrag Wege aufzeigen, wie Sie zu Projektdefinitionen kommen, für die Sie die Möglichkeit von Fördermitteln prüfen können. Wie Sie dabei am besten vorgehen, das erfahren Sie in Teil 3 dieser Reihe.

Die Blogreihe in der Übersicht:

Teil 1 der Reihe: Projektdefinition

Teil 3 der Reihe: Förderdschungel

Teil 4 der Reihe: Geeignete Fördermittel

Teil 5 der Reihe: Forschungszulagen

Teil 6 der Reihe: Gute Planung

Teil 7 der Reihe: Die Antragstellung

Teil 8 der Reihe: Die Projektdurchführung

Teil 9 der Reihe:  Wie man zusätzliche Gelder einwerben kann

 Teil 10 der Reihe: Zukunft sichern durch GRW-Förderung

Teil 11 der Reihe: Digitalisierungsförderung

 

Bildnachweise

Bilder Geldnoten: pixabay, Wo drückt der Schuh: iStock

Grafiken „Vorgehensmodell“ und „winFORS®-WERT-Modell“: Robert Silberhorn